Tiere wurden von Anfang an mit dem Fahrrad in Verbindung gebracht.
Auf der Suche nach einem Ersatz für das Pferd als Zugtier halbierte der Erfinder Karl von Drais 1) die Kutsche zum Einspurfahrzeug und machte sich
selbst zum Pferd. Eine Selbsterniedrigung zwar, doch seine 22 Kilo schwere Maschine, die er Loda (LOcomotive + DAda, (franz. für Steckenpferd)) nannte, war
schneller als ein Pferd.
Hobby Horse 2) nannten die Engländer diese Laufräder, und deren Weiterentwicklung als Stahlkonstruktion hieß in Deutschland salopp
Drahtesel.
Um die relativ mühelose Art dieser Fortbewegung schon in der Fahrradmarke auszudrücken, wählte man gerne Tiere, allen voran die Vögel: Adler, Albatros, Condor, Elster, Falke, Geier, Möve, Sperber
und auch Falter. – Gazelle, Panther, Pferd (Stricker) oder Windhund (Express) boten sich wegen ihrer Schnelligkeit und Ausdauer als Markennamen an oder kamen als Schutzblech-figuren zu Ehren,
ebenso das Mammut, der Löwe, der Bieber (Maxim-Rad von Franz Bieber München) oder besonders gelungen: Pegasus
Einzig der Affe kommt lediglich in der despektierlichen Redewendung "sitzt auf seinem Fahrrad wie der Affe auf dem Schleifstein"3) vor und die
österreichische Marke "Waffenrad" hatte leider einen Buchstaben zuviel.
Als die Versandhäuser in den 1920er Jahren erkannten, dass man den Radlern neben Nützlichem auch allerlei Tand anbieten konnte, kam auch der Affe ins Spiel: als Lenkerfigur.
Wir wollen dem Affen auf dem Fahrrad wieder zu Geltung verhelfen. So wie Drais sich zum Pferd machte, mach Du Dich zum Affen. Fahr
mit!
TALI-AFF Anzeige aus der Zeitschrift Radmarkt. Eine Neuheit von 1925
Marke: Knopf im Ohr - die Spur führt zur Margrete Steiff GmbH.
Ab 1919 werden neben Plüschtieren auch Fahrradventile hergestellt.
Die Alligator-Ventilfabrik gehört bis heute zur Steiff-Gruppe und
die Ventile gibt's auch noch: paarweise in schöner Schachtel.
1) Karl Drais (1785-1851) erste belegte Ausfahrt war am 12. Juni 1817.
2) Hobby Horse = engl. für Steckenpferd/Liebhaberei.
3) Manche Scherenschleifer hatten als Attraktion einen kleinen Affen dabei. Dieser hockte neben dem Schleifstein oder hüpfte mit dem Hinterteil auf
und ab – gekrümmt wie ein Rennradfahrer oder ein Radler im Wiegetritt.
Vor Erfindung der Schutzblechfigur
und des Nylonstrumpfs:
Plüsch-Bär statt Plüsch-Affe.
Tretkurbel statt Laufmasche
Ausschnitt aus einem Faltblatt des Reifenherstellers Continental von 1927
Im Münchner Volksgarten Nymphenburg 1894-1914) befand sich neben der modernen Radrennbahn (1897-1901) ausgerechnet ein Affenhaus an der Stelle der heutigen Ecke Prinzenstraße / Döllingerstraße.
Den TALI-AFF gibt es leider nicht mehr aber der comic-artige Magnetgorilla hält sich wunderbar am Lenker fest – auch bei flotter Bergabfahrt.
"Ich bin wie ein Gorilla seelig…"
Olaf Gulbransson, 1930
Roland Opschondek (Affentreffen) und
Robert Fuchs (Moulton Continental Ride).
Affentreffen
c/o Roland Opschondek
Karlsplatz A14
86633 Neuburg
08431 / 908 57 50
post@affentreffen.de
Die Veranstaltung wird gemeinsam mit dem Moulton Bicycle Club München
durchgeführt und ist gleichzeitig dessen Moulton Continental Ride.
Moulton-Video (1.21 min): Revolution On Wheels | British Movitone
Affen im Dienste der Fahrradindustrie.
Drastische Werbung für Continental Fahrräder
Noch hupt der alte Affe glücklich vom Hochrad herab.
Kann Billy (rechts im Bild) im letzten Moment das Unheil abwenden?
Dosendeckel der Marke Chocolade Pette um 1900
Knapp daneben: Waffenrad seit 1895
Quelle: Wikipedia Commons
Andere Abbildungen: Archiv Affentreffen